Aktuelles
14. September 2016

Künstliche Intelligenz: Von der Vision zum Technologiemotor

Auf dem Programm des 4. Heidelberg Laureate Forum (HLF) steht am Dienstag, 20. September, eine facettenreiche Diskussion über das Thema „Künstliche Intelligenz“. Immer mehr selbstlernende intelligente Maschinen sollen in unserem Alltag eingesetzt werden. Dabei sind ethische und soziale Fragen von der Gesellschaft zu beantworten: Sollen wir zulassen, dass Unternehmen Profile über uns mittels Deep Learning-Algorithmen erstellen? Müssen wir eine Art Ethik in die selbstfahrenden Autos von Morgen installieren? Sollten wir „Killer-Roboter“ verbieten, die Entscheidungen über das menschliche Leben treffen?
Diesen und weiteren Fragen widmet sich das Hot Topic des 4. Heidelberg Laureate Forum (18. -23.09.2016), mit Vorträgen führender Experten und einer Abschlussdiskussion. Das Hot Topic findet am 20. September von 15:00 bis 17:30 Uhr in der Neuen Universität, Heidelberg, statt. Mitdiskutieren werden dabei viele Preisträger der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen der Informatik und der Mathematik: 21 Laureaten – Träger der Fields-Medaille, des Abelpreises, des ACM A.M. Turing Award und Nevanlinna-Preises – haben ihr Kommen zum 4. HLF zugesichert und mit diesen „Quasi-Nobelpreisträgern“ auch 200 Nachwuchsforscher aus über 50 Nationen.

Künstliche Intelligenz (KI), oder zumindest der Traum davon, existiert bereits seit mehr als 60 Jahren. In dieser Zeit stellte sich heraus, dass die Lösung vermeintlich einfacher Aufgaben, die die meisten Menschen mit Intelligenz nicht einmal assoziieren würden, den Computern schwere Probleme bereitete: das Verständnis der menschlichen Sprache, die Fähigkeit, Objekte in Bildern zu erkennen oder ein Roboter-Fahrzeug durch unbekanntes Gelände zu manövrieren.

In jüngster Zeit hat sich Künstliche Intelligenz jedoch zu einem Technologiemotor entwickelt, der den Fortschritt antreibt. Alle großen Technologie-Unternehmen, alle wichtigen Akteure in Silicon Valley, verfügen über KI-Abteilungen. Die wichtigste Technologie hinter diesem KI-Aufschwung wird als „Deep Learning“ bezeichnet. Das ist ein neuer Name für die seit den 1950er Jahren bekannte Anwendung der neuronalen Netze. Sie simulieren die Architektur eines Gehirns, bestehend aus simulierten Neuronen und ihren Verbindungen, die durch die „Erfahrungen“ des Netzwerks verstärkt oder abgeschwächt werden. Die technologischen Grundlagen für die modernen neuronalen Netze wurden in den 1980er Jahren gelegt, doch erst heute ermöglichen leistungsfähige Computer die Simulation von Netzwerken mit vielen „verborgenen Schichten“. Zudem ermöglichen es die riesigen Datenmengen, die Unternehmen wie Google gesammelt haben, diese Netzwerke an Millionen von Beispielen zu trainieren. Dadurch schärfen sie zum Beispiel ihre Fähigkeit, Gegenstände, Tiere und Menschen auf digitalen Bilder zu klassifizieren.

In der ersten Hälfte des Hot Topic geben Fachexperten einen Überblick über die aktuellen wissenschaftlichen Trends und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz und diskutieren miteinander. Wann wird ein vollständig autonomes Auto auf den Markt kommen? Wird „Deep Learning“ die Wunderwaffe zur Lösung aller bekannten Probleme in der KI sein, oder vernachlässigen wir andere Methoden des maschinellen Lernens? Der zweite Teil des Hot Topic wird eine breitere Übersicht über das Thema vermitteln und die möglichen Auswirkungen von KI auf unser persönliches Leben und die Gesellschaft als Ganzes diskutieren: Wer ist für das Handeln eines intelligenten Systems ethisch und rechtlich verantwortlich? Brauchen wir rechtliche Regulierungen, wo KI-Techniken zum Einsatz kommen können? Möchten wir autonome Waffen? Ist die Idee, dass Maschinen eines Tages die Intelligenzebene des Menschen erreichen und sogar übertreffen werden, pure Science-Fiction?

Die Experten:
Vint Cerf ist Googles Vizepräsident und „Chef Internet Evangelist“. Er erhielt 2004 den ACM A.M. Turing Award für seine Pionierarbeit zur Entwicklung des Internets und gilt als einer der „Väter des Internets“.

Raj Reddy forscht an der Carnegie Mellon University, (CMU), Pennsylvania und erhielt 1994 den ACM A.M. Turing Award. Er war der Gründungsdirektor des Robotik-Labors der CMU und seine neueste Forschung dreht sich um „Technologie im Dienst der Gesellschaft“.

Thomas Dreier ist der Direktor des Zentrums für Angewandte Rechtswissenschaft am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Sein Forschungsgebiet sind rechtliche Aspekte der Informationsgesellschaft und der neuen Technologien sowie Urheberrecht.

Dirk Helbing ist Professor für Computational Social Science an der ETH in Zürich. Er arbeitet an der Modellierung sozialer Prozesse mit mathematischen Mitteln und ist einer der Unterzeichner des „Digital-Manifests“, in dem mehrere deutsche Wissenschaftler ihre Besorgnis über die sozialen Anwendungen der modernen digitalen Technologien zum Ausdruck gebracht haben.

Jim Hendler ist Professor für Computer-, Web- und Kognitionswissenschaften am Rensselaer Polytechnic Institute im Bundesstaat New York. Er wird eine Einführung in die aktuellen KI-Technologien geben.

Noel Sharkey ist emeritierter Professor für Künstliche Intelligenz und Robotik an der Universität von Sheffield. Er ist Vorsitzender des Internationalen Komitees für „Robot Arms Control“ und ist ein Mitbegründer der Stiftung für verantwortungsvolle Robotik.

Moderiert wird der Hot-Topic-Nachmittag von Christoph Drösser. Er hat ein Diplom in Mathematik und war langjähriger Wissenschaftsredakteur und Reporter für DIE ZEIT, Deutschlands größte Wochenzeitung. Heute arbeitet er als freier Journalist in San Francisco, USA.

Die Hot-Topic-Session findet in englischer Sprache statt.
Journalisten sind ausdrücklich zum Hot Topic des HLF eingeladen. Anmeldungen bitte per Email an: media(@)heidelberg-laureate-forum.org

Hintergrund
Die Stiftung Heidelberg Laureate Forum Foundation (HLFF) veranstaltet jährlich das Heidelberg Laureate Forum (HLF), eine Netzwerkveranstaltung für Mathematiker und Informatiker aus aller Welt. Das HLF findet vom 18. bis 23. September 2016 zum vierten Mal statt. Initiiert wurde das Heidelberg Laureate Forum (HLF) von der Klaus Tschira Stiftung (KTS), die Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik fördert, und dem Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS). Die Organisation erfolgt durch die HLFF in Zusammenarbeit mit der KTS sowie mit der Association for Computing Machinery (ACM), der International Mathematical Union (IMU) und der Norwegian Academy of Science and Letters (DNVA).