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Wie Pflanzen entscheiden, was zu tun ist

Neunte Auflage der Bertalanffy Lecture: Die britische Wissenschaftlerin Ottoline Leyser bietet Schülern Einblicke in ihre aktuellen Forschungsarbeiten. 

Mit Schneeschauern und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt macht der April seinem Namen in diesem Jahr alle Ehre. Und das bleibt auch in der Pflanzenwelt nicht ohne Konsequenzen:  Die Organismen passen ihren Hormonhaushalt dem Klima an. Und warten – vereinfach gesagt –  erst einmal ab, bis sie sprießen. Welche Prozesse diese und weitere „Verhaltensweisen“ von Pflanzen bewirken, erklärt die Biowissenschaftlerin Ottoline Leyser am Donnerstag, 28. April, und Freitag, 29. April, in zwei Vorträgen am Centre of Organismal Studies (COS) der Universität Heidelberg im Rahmen der Bertalanffy Lecture.  Die Vorlesungsreihe wird seit 2011 von der Klaus Tschira Stiftung (KTS) unterstützt und findet zum neunten Mal statt.

Unter dem Titel „Thinking Without A Brain – How Plants Decide What to Do“ gewährt  die renommierte Biowissenschaftlerin am Donnerstag Einblicke in ihre Forschungsarbeit.  Das Besondere daran: Am ersten Tag richtet sich der Vortrag ausschließlich an Schüler der zehnten und elften Klassen sowie ihre Lehrer. Anschließend diskutieren die Referentin und Wissenschaftler des COS in Kleingruppen mit den Schülern und Pädagogen weiter. „Hier bietet sich den Schülern die seltene Gelegenheit mit Top-Wissenschaftlern über ihre Arbeit zu sprechen“, resümiert der stellvertretende Leiter des COS, Jochen Wittbrodt. Wittbrodt und sein Team rechnen am Donnerstag mit rund 300 Besuchern.  In ihrem zweiten Vortrag widmet sich Leyser dem Thema „Auxin and the Self-organisation of Plant Form“. Dieser ist an das  wissenschaftliche Publikum in Heidelberg adressiert.

Ottoline Leyser studierte an der University of Cambridge, an der sie auf dem Gebiet der Genetik auch promoviert wurde. Als Postdoktorandin war sie an der Indiana University (USA) und in Cambridge tätig, ehe die Wissenschaftlerin von 1994 bis 2010 an der University of York forschte. In Cambridge ist sie Direktorin des Sainsbury Laboratory und Professorin für die Entwicklung und das Wachstum von Pflanzen. Die Forschungsschwerpunkte von Leyser sind Pflanzenhormone sowie physiologische Veränderungen in den Wachstumsprozessen, die durch Umwelteinflüsse hervorgerufen werden.

Das Centre for Organismal Studies der Universität Heidelberg – eine interdisziplinäre Einrichtung der Lebenswissenschaften mit systemübergreifenden Forschungsschwerpunkten– erinnert mit der Vorlesungsreihe an Ludwig von Bertalanffy (1901 bis 1972), einen bedeutenden Biologen und Systemtheoretiker des 20. Jahrhunderts. Ziel der Veranstaltung es, den Austausch zwischen Wissenschaftlern und Schülern zu stärken. Neben der Vorlesungsreihe informieren COS-Doktoranden regelmäßig in Schulen über ihre Forschungsarbeit. Und arbeiten dazu eng mit Lehrern zusammen, um ihre pädagogischen Fertigkeiten weiterzuentwickeln. Darüber hinaus bietet der Forschungssommer am COS Schülern Gelegenheit selbst im Labor zu stehen. Das COS wird seit seiner Gründung im Bereich der „Science Communications“  von der  Klaus Tschira Stiftung unterstützt.

Die KTS wurde 1995 von dem Physiker Klaus Tschira (1940 bis 2015) gegründet. Die Stiftung fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik sowie die Wertschätzung für diese Fächer. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort.

Weitere Infos zur Bertalanffy Lecture unter:
 www.cos.uni-heidelberg.de/index.php/COS_Bertalanffy_Lecture?l=